Fragen und Antworten „Das Schmetterlingszimmer“

1. Ein Großteil der Geschichte spielt im englischen Southwold in Suffolk. Hast du eine persönliche Verbindung zu der Stadt oder hat dich etwas anderes inspiriert, darüber zu schreiben?
Ich war von Southwold immer schon begeistert und habe dort im Sommer viel Zeit mit meinen Kindern beim Krabbenfischen verbracht. Genau wie Posy und Clementine. Es ist ein wunderschöner Teil des Landes. Die Strandhütten am Ufer sind legendär. Und es hat eine faszinierende Geschichte. Während meiner Recherchen habe ich mir Interviews mit Menschen angehört, die während des zweiten Weltkrieges dort lebten, und ich wollte herausfinden, inwiefern dieser so idyllische Ort vom Krieg betroffen war.

2. Admiral House ist fast schon eine eigene Figur in der Geschichte. Basiert es auf einem Haus, das du kennst?
Es ist eine Verschmelzung aller tollen Häuser, die ich in meinem Leben gesehen habe. Durch Posy kann ich sie alle noch einmal erleben. Ganz besonders The Folley ist ein so interessanter Aspekt britischer Landsitze, ein so skurriles Stück Architektur, und der perfekte Märchenturm für die junge Posy. Kein Wunder, dass sie sich von ihm angezogen fühlt.

3. Wir begleiten Posy von ihrer Kindheit an bis in den Ruhestand. Welche Phase ihres Lebens hat dir am besten gefallen?
Ich fand alle Phasen ihres Lebens toll! Ich habe mit Posys Geschichte angefangen, als sie neunundsechzig Jahre alt war und mich dann in ihre Kindheit zurückgearbeitet. Als sie älter wurde, habe ich versucht, ihre kindliche Unschuld und ihre Faszination für die Natur sowie ihre Heldenverehrung ihres Vaters zu bewahren. Die „Posy-Stimme“, die mir am leichtesten fiel, war, als sie acht Jahre alt war: viel zu frühreif für ihr Alter, verwirrt von den Handlungen der Erwachsenen um sie herum und angezogen von Schönheit und Wärme.

4. Freddie und Posys Liebe erstreckt sich über Jahrzehnte. Glaubst du, dass es für jeden Menschen so etwas wie den Richtigen/die Richtige gibt?
Ich glaube definitiv an die wahre Liebe, allerdings glaube ich auch, dass es für jeden von uns mehr als nur einen Traumprinzen/eine Traumprinzessin gibt – und das Timing ist natürlich alles! Möglicherweise triffst du den Richtigen/die Richtige, aber es ist der völlig falsche Zeitpunkt in deinem Leben. In Posys Fall war es ein Glücksfall, Freddie in späteren Jahren zu treffen. Zudem es war zu einem Zeitpunkt, als sie damit umgehen konnte, die Wahrheit darüber zu erfahren, was sie zuvor auseinandergerissen hatte.

5. Gartenarbeit und Posys Arbeit in Kew Gardens sind zentrale Bestandteile der Geschichte. Bist du selbst eine begeisterte Gärtnerin oder gibt es einen anderen Grund, warum du diese Themen aufgenommen hast?
Ich liebe Gärten! Sie sind ein nicht wegzudenkender Teil der britischen Kultur. In Die Schattenschwester habe ich bereits eingehend über die großartigen englischen Gärten von Beatrix Potter und Vita Sackville-West geschrieben. Allerdings muss ich zugeben, dass mein Daumen nicht ganz so grün ist, wie ich es mir wünschen würde. All jenen, die mir bei meiner Gartenarbeit geholfen haben, bin ich äußerst dankbar!

Botanische Illustrationen haben mich schon immer nicht nur wegen ihrer Präzision, sondern auch ihrer Schönheit und Kunstfertigkeit fasziniert. Ich habe Kew Gardens sowohl als Kind als auch in späteren Jahren häufig besucht. Die ganze wissenschaftliche Arbeit, die hinter den Kulissen stattfindet, wird oft übersehen. Die Mitarbeiter von Kew Gardens widmen sich der Katalogisierung der Flora der Welt, ihrer Erhaltung für zukünftige Generationen und dem Wissensaustausch. Es war der perfekte Arbeitsplatz für Posy.

6. Sowohl Tammy als auch Sebastian sind zu Beginn der Geschichte Außenseiter, werden aber später Teil der Montague-Familie. Was bedeutet Familie für dich und wie hat das deine Arbeit für Das Schmetterlingszimmer beeinflusst?
Heutzutage sind wir über die Idee hinweg, dass sogenannte Kernfamilien die einzig wahren Familien sind. Patchwork-Familien sind zur Normalität geworden. Ich habe schon früher über ungewöhnliche Familienstrukturen geschrieben, vor allem in der „Sieben Schwestern“-Reihe, wo ein schwer fassbarer Millionär sechs kleine Mädchen aus aller Welt adoptiert, um eine liebevolle Familie zu gründen. Meiner Meinung nach sind Familien nicht durch Blut, sondern durch Liebe verbunden.

7. Amy hat mit brutaler häuslicher Gewalt zu kämpfen. Wie bist du an diese Szenen herangegangen?
Diese Szenen waren für mich sehr schwierig zu schreiben, weil mir Amy als Figur sehr ans Herz gewachsen war und ich nicht wollte, dass sie zu Schaden kommt. Ich näherte mich der Szene in dem vollen Bewusstsein, dass häusliche Gewalt 1 von 4 Frauen in Großbritannien, aber auch 1 von 6 Männern betrifft und dass es noch viel mehr Opfer gibt, die zu viel Angst haben, sich zu äußern. Amys Entwicklung, genug Selbstbewusstsein aufzubauen, um eine missbrauchende Beziehung zu beenden, hing nicht nur von ihrem eigenen Willen ab, sondern auch von der Hilfe der Menschen um sie herum.

8. Familiengeheimnisse stehen im Mittelpunkt des Buches. Glaubst du, dass es in Ordnung ist, Geheimnisse zu bewahren, um jemanden zu schützen, oder bist du der Meinung, dass die Wahrheit unter allen Umständen ans Licht kommen sollte?
Es ist sehr schwierig, aus moralischer Sicht an etwas heranzutreten, das so kontextabhängig ist. Im Leben sind die Dinge nie vollkommen „gut“ oder „schlecht“, dafür ist das Universum einfach zu komplex. In Das Schmetterlingszimmer ist der Gedanke interessant, wie anders Posys Leben hätte sein können, wenn sie die Wahrheit von Anfang an gekannt hätte. Für mich als Autorin stehen diese „Was wäre, wenn“-Spielchen im Mittelpunkt der Planung eines Buches. Aber wäre es mir im echten Leben lieber, dass man mir die Wahrheit zu meinem Schutz vorenthält? Vielleicht. Euch nicht?

9. Unterscheidet sich der Schreibprozess von Das Schmetterlingszimmer von deinen anderen Büchern?
Das Schmetterlingszimmer begann als Manuskript, das ich vor fast zehn Jahren mit dem Titel „Roter Admiral“ verfasste.

Nachdem ich 2018 Die Mondschwester fertiggestellt hatte, entschied ich, mich damit noch einmal näher zu befassen. Am Anfang dachte ich, es wäre ein leichtes Sommerprojekt – eine Ablenkung von der anspruchsvolleren „Sieben Schwestern“-Reihe. Im Laufe der Entwicklung von Das Schmetterlingszimmer schrieb ich allerdings das gesamte Manuskript neu und fügte neue Charaktere und Handlungsstränge hinzu und löschte andere. Mir wurde klar, dass ich mich seit dem ersten Manuskript deutlich weiterentwickelt hatte und viele der Charaktere an Tiefe und Komplexität gewonnen hatten.

10. Welchen Schluss sollen die Leser aus Das Schmetterlingszimmer ziehen?
Dass es für die Liebe nie zu spät ist und dass dein Zuhause nicht ein Ort ist, sondern deine Familie und die Menschen, die dir wichtig sind.

11. Arbeitest du im Moment an einer neuen Geschichte? Sind in Zukunft weitere eigenständige Romane geplant?
Im Moment konzentriere ich mich voll und ganz auf die „Sieben Schwestern“-Reihe. Das 6. Buch Die Sonnenschwester, in dem es um die jüngste Schwester Electra geht, ist gerade fertig geworden. Sie ist ganz anders als Tiggy in Die Mondschwester. Für dieses Buch habe ich in Kenia umfangreiche Recherche über das berüchtigte Happy-Valley-Set und den stolzen Maasai-Stamm betrieben. Electra ist ein Supermodel in New York, das auf den ersten Blick alles hat. Doch hinter der Fassade gerät ihre schwache Kontrolle über ihren Geisteszustand durch den Tod ihres Vaters Pa Salt ins Wanken. Durch ihre Großmutter erfährt Electra von Celia Huntley-Washington, einer jungen Frau aus New York, die 1939 in Kenia ankommt, als die Welt kurz vor dem Krieg steht.