DAS LEIPZIGER KONSERVATORIUM

Als mein Charakter Jens in den 1880ern am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig studierte, genoss es einen Ruf als eine der besten Einrichtungen für europäische Musikstudien. Im Jahr 1843 wurde es von dem berühmten deutschen Komponisten und Dirigenten der Leipziger Oper Felix Mendelssohn Bartholdy (oben) gegründet und ist die älteste Institution ihrer Art in Deutschland.

Die Musiker spielten nicht nur für das Orchester, sie waren auch verpflichtet, zu unterrichten – eine Tradition, die sich bis zur Wiedervereinigung 1990 fortsetzte.

Edvard Grieg (oben) studierte hier von 1859 bis 1862, doch ihm missfiel die konservative Atmosphäre, die sich musikalisch gesehen ausschließlich der Vergangenheit zuwandte. Denn er schöpfte Inspiration aus den Werken modernerer Meister wie Chopin, Wagner und Schumann, die als revolutionäre Komponisten allesamt der Romantik zugeordnet werden konnten. Dennoch erhielt er eine beeindruckende Ausbildung: Ignaz Moscheles, ein Freund von Beethoven und Mendelssohn, lehrte ihn, Piano zu spielen. Sein Kompositionsstudium schloss er unter der Leitung von Komponist und Dirigent Carl Reinecke ab. Obwohl er seine Zeit am Konservatorium nicht sonderlich schätzte, hatte die deutsche Romantik in Leipzig einen unwiderlegbaren Einfluss auf seine zukünftigen Werke.

Zu weiteren Alumni des Konservatoriums zählen unter anderem der englische Komponist Frederick Delius, für den Griegs Werke eine wichtige Inspirationsquelle waren, sowie der deutschstämmige amerikanische Komponist Herman Berlinski.

Im Jahr 1887 zog die Schule in die Grassistraße 8 im Musikviertel in der Leipziger Südwestvorstadt um.

In Die Sturmschwester besuchte Jens’ Enkel Pip eben jene Schule von 1936 bis 1937, als die antisemitische Bewegung der Nazis in Deutschland immer mehr an Fahrt zunahm. Die Mendelssohn-Statue vor dem Konservatorium wurde in jenem Jahr entfernt und zerstört, da Mendelssohn Jude war. Laut dem nationalsozialistischen Bürgermeister Haake konnte Mendelssohn „nicht als Repräsentant für eine deutsche Musikstadt“ dargestellt werden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Konservatorium geschlossen.

Der Name der Schule wurde seit ihrer Wiedereröffnung mehrere Male geändert und lautet nun „Hochschule für Musik und Theater Leipzig“. Musik ist ein wesentlicher Teil von Leipzig und seiner Einwohner. Heute ist die Stadt ein Ort, der nicht nur ein offenes Ohr für neue Formen der Musik hat, sondern auch die klassischen Komponisten der Vergangenheit feiert.

Wahre Geschichten hinter den Büchern