Kenias Happy Valley

Im Jahr 1987 eroberte der Film „White Mischief“ Großbritannien im Sturm und es gab kaum eine Person, die ihn nicht gesehen hatte – mich eingeschlossen! Er handelte von dem ungelösten Mord an einem Aristokraten im kolonialen Kenia im Jahr 1941. Der Mord an Lord Erroll bildet einen Teil der Kulisse für den kenianischen Schauplatz.

Mir war wichtig, diese entscheidende Zeit in Kenia während des Zweiten Weltkriegs zu beleuchten. Die Zeit, als das ursprünglich ausschweifende Leben der weißen Siedler ein jähes Ende fand, was zum Beginn 1952 der Mau-Mau-Aufstände führte und schließlich den Weg für die Unabhängigkeit Kenias von der britischen Herrschaft ebnete.

Filmplakat White Mischief, 1987

Auf meiner Forschungsreise in Kenia auf dem riesigen Lake Naivasha. Nilpferde nehmen ein Sonnenbad.

Nachdem die britische Regierung Kenia kolonisiert hatte, bot sie den britischen Aristokraten fruchtbare Landparzellen im Wanjohi-Tal an. Der erste von ihnen war Hugh Cholmondeley, 3. Baron Delamere, der sich mit den Massai-Stammesführern anfreundete und von ihnen lernte, den kenianischen Boden zu kultivieren. Seine Verschrobenheiten sowie seine extravaganten Partys und Jagden reflektierten seinen üppigen Lebenswandel, den spätere Siedler bereitwillig fortsetzten, und prägten den Begriff Happy Valley.

In Die Sonnenschwester tritt die Figur Cecily 1939 in eben diesen gesellschaftlichen Rahmen. Jung und naiv, lernt sie allmählich die Hauptakteure in ihrem Umfeld kennen. Ebenso wie die Intrigen und das Gerede, die sie umgeben …

Blick auf das wunderschöne Wanjohi-Tal

MUTHAIGA CLUB
In Nairobi wurde ich von einem Mitglied des Muthaiga Clubs zum Nachmittagstee eingeladen. 1913 eröffnet, war er das Zentrum der Kolonialbewohner und Veranstaltungsort der ausschweifenden Partys des Happy-Valley-Sets. Während der Rennwochen um Weihnachten war er besonders stark besucht. Nicht zuletzt auch weil die Speisekarte mit rosa Gin vor dem Lunch, Gin-Fizz am Nachmittag, Cocktails zum Sonnenuntergang und Whisky und Champagner die ganze Nacht über lockte.

KIKI PRESTON
Kiki Preston, eine amerikanische Sozialistin, die sowohl mit der Vanderbilt- als auch mit der Whitney-Familie verwandt war, nimmt die Rolle als Cecilys Patentante ein.

Kiki und ihr Ehemann waren beide leidenschaftliche Wildjäger und großzügige Gastgeber. Sie unterhielten glamouröse Schauspieler wie Gary Cooper und sogar den britischen Premierminister Winston Churchill. Sie war bekannt als das „Mädchen mit der Silberspritze“. Sie verteilte großzügige Mengen Kokain und Morphium und spritzte sie sich selbst in aller Öffentlichkeit. Sie hatte mehrere Liebhaber, darunter Prinz George, Duke of Kent, der damals Vierter in der britischen Thronfolge war. Es wird gemunkelt, dass sie einen Sohn von ihm hatte.
Kikis Leben war von persönlicher Tragödie gezeichnet und 1946 nahm sie sich schließlich das Leben und sprang aus ihrem Schlafzimmerfenster im Stanhope Hotel in New York.

Blick auf das Mundai-Haus, das heute ein Luxushotel ist.

ALICE DE JANZÉ

Alice hat ebenfalls eine Rolle in Die Sonnenschwester und tritt als sanfte Tierliebhaberin auf, die auf der Wanjohi-Farm lebt. Als reiche Erbin aus Chicago wurde sie durch die Heirat mit einem französischen Aristokraten zur Gräfin und gemeinsam genossen sie den üppigen Lebenswandel des Happy-Valley-Sets in vollen Zügen.

Nach zahlreichen Affären ihrerseits ließen sie sich schließlich scheiden und sie begann eine heiße Affäre mit Raymund de Trafford, die in einem gewalttätigen Showdown im Gare du Nord in Paris endete. Nachdem er ihr erklärte, dass er sie nie würde heiraten können, schoss Alice zunächst auf ihn und richtete die Waffe dann auf sich selbst. Beide überlebten jedoch und heirateten schließlich 1928 – nur um sich später wieder scheiden zu lassen.

Als ihr Geliebter Josslyn Hay, Earl of Erroll ermordet wurde, nahm sie sich 1941 das Leben.

Alice mit ihrem Löwenjungen Samson, das schließlich so groß wurde, dass es zwei Zebras pro Woche verspeiste.

LADY IDINA SACKVILLE
Idina hat einen kurzen Auftritt in Die Sonnenschwester. Sie ist die Cousine der Schriftstellerin Vita Sackville-West (die kurz in Die Schattenschwester erscheint). Idina brannte 1923 mit ihrem neuen, acht Jahre jüngeren Ehemann Josslyn Hay nach Kenia durch. Sie veranstalteten die prunkvollsten Partys mit den edelsten Cocktails und Kokain, Nacktheit und „Frauentausch“. Sie und Josslyn ließen sich 1930 scheiden und Idina heiratete vier weitere Male.

Idina und Joss an ihrem Hochzeitstag 1923.

JOSSLYN HAY, THE EARL OF ERROL
Nach der Scheidung von Idina hatte Lord Erroll viele Affären mit den Frauen im Happy-Valley-Set, darunter auch Alice. Er heiratete kurzzeitig eine englische Erbin und lebte in ihrem wunderschönen Djinn-Palast am Lake Naivasha.

1940 kam ein neues Paar nach Nairobi: Lord Jock Delves Broughton und seine viel jüngere und glamouröse Ehefrau Diana. Lord Erroll und Diana begannen schon bald eine Affäre und gaben sich wenig Mühe, sie zu verbergen. Am 23. Januar 1941 gestanden sie Jock ihre Affäre, der Diana die Scheidung anbot und vor den Augen aller Gäste des Muthaiga Clubs auf das Paar anstieß.

Am nächsten Morgen wurde Lord Erroll mit einem Kopfschuss in seinem Auto gefunden.
Jock wurde wegen Mordes vor Gericht gestellt. Obwohl er für unschuldig erklärt wurde, konnte dieser berüchtigte Fall nie gelöst werden. Während meiner Recherchen stieß ich auf eine ganze Bandbreite von Verdächtigen und viele behaupten, dass es Beweise dafür gibt, dass Alice Joss getötet hat – und dass sie möglicherweise sogar einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, in dem sie das Verbrechen gesteht …

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